In einem am 21. Februar 2024 in der Zeitschrift Monthly Notices of the Royal Astronomical Society veröffentlichten Artikel berichtet ein internationales Team über die zufällige Entdeckung eines Pulsars mit ungewöhnlichem Verhalten, das bisher noch nie katalogisiert wurde und den Namen PARROT erhalten hat.
Im Dezember 2020 ereignete sich die "große Konjunktion" zwischen Saturn und Jupiter, ein seltenes Phänomen, bei dem die Planeten im gleichen Himmelsfeld sehr eng beobachtet werden konnten. Dieses astronomische Ereignis weckte das Interesse von Astronomen auf der ganzen Welt und führte zu zahlreichen Beobachtungskampagnen.
In diesem Kontext richtete ein internationales Wissenschaftsteam, geleitet von Oleg Smirnov, Professor am
Rhodes Centre for Radio Astronomy Techniques & Technologies (RATT) in Südafrika und unter anderem mit einem Astronomen des Observatoire de Paris - PSL, das Radioteleskop MeerKAT des South African Radio Astronomy Observatory (SARAO) auf den betreffenden Himmelsbereich.
Und dann, Überraschung: Im Sichtfeld, in der Nähe von Saturn, aktivierte sich eine völlig unerwartete Radioquelle plötzlich für etwa 45 Minuten, bevor sie wieder erlosch. Solche "transienten" Quellen sind sehr selten und daher wissenschaftlich interessant.
In den folgenden Monaten, neugierig geworden, setzten die Wissenschaftler MeerKAT mehrfach erneut ein und konnten so die Radioemissionen als das Signal eines variablen Pulsars charakterisieren.
Ursprünglich geplant, um die große Konjunktion zwischen Saturn und Jupiter im Radio zu beobachten, fängt dieser Film unerwartet eine transiente Quelle unbekannter Herkunft ein.
© Smirnov, O.M. et al / RATT
Ein bis dahin nicht katalogisiertes Objekt
Obwohl Pulsare als Objekte gut bekannt und in Tausenden gezählt sind, sticht dieser durch sein außergewöhnliches Radioverhalten hervor, mit Signalverstärkungen, die in wenigen Minuten bis zu 100 Mal die für diese Art von Objekt üblicherweise registrierte Leuchtkraft erreichen.
Dieser Faktor, gleich oder größer als 10, veranlasste sogar eine neue Benennung in der Nomenklatur der Pulsare. Das wissenschaftliche Team taufte ihn "PARROT", ein englisches Akronym für "pulsar with anomalous refraction recurring on odd timescales", auf Deutsch: "Pulsar mit anomaler Brechung, die zu merkwürdigen Zeitabläufen wiederkehrt".
Pulsare und andere sehr kompakte Radiobjekte weisen oft Variationen aufgrund der Szintillation im Sonnenwind und im interstellaren Medium auf. Diese Radio-Szintillation ist übrigens nicht sehr verschieden vom "Flimmern" der Sterne, wenn sie durch die Atmosphäre in Optik beobachtet werden.
Aber keine Szintillationseffekte können einen Stern um den Faktor zehn heller machen! Dieses Phänomen extremer Radioverstärkung, bekannt als "Linse", über so kurze Zeiträume ist beispiellos.
Die zugrundeliegenden Mechanismen sind bisher unbekannt. Sie könnten durch ungewöhnliche Strukturen im Sonnenwind oder durch dichtes Plasma in der Umgebung des Pulsars erklärt werden. Forschungsansätze werden untersucht.
Tatsächlich zeigt die Entdeckung des Pulsars PARROT das gesamte Potenzial von MeerKAT auf, in Zukunft solche Entdeckungen von transienten Phänomenen und anderen kosmischen Variablen zu vervielfachen. Auf seine zukünftigen Enthüllungen setzt die wissenschaftliche Gemeinschaft große Hoffnungen und Erwartungen.
Referenz:
Diese Entdeckung wird in einem Artikel mit dem Titel "The RATT PARROT: Serendipitous Discovery of a Peculiarly Scintillating Pulsar in MeerKAT Imaging Observations of the Great Saturn-Jupiter Conjunction of 2020" in der Zeitschrift MNRAS am 21. Februar 2024 detailliert beschrieben.
https://doi.org/10.48550/arXiv.2312.12165
Quelle: Observatoire de Paris