Überraschende Entdeckung: Forscher haben die Anwesenheit von SARS-CoV-2 in männlichen Fortpflanzungszellen fast 4 Monate nach Ende der Infektion nachgewiesen. Diese Entdeckung könnte bedeutende Auswirkungen auf die natürliche und assistierte Fortpflanzung haben.
Forscher der Universität von São Paulo haben entdeckt, dass das COVID-19-Virus bis zu 110 Tage nach der Infektion noch in den Spermien infizierter Personen vorhanden sein kann, was die Qualität des Spermas beeinträchtigt. Diese Entdeckung hebt die Fähigkeit des Virus hervor, in das männliche Fortpflanzungssystem einzudringen und es zu schädigen, und deutet auf eine Quarantänezeit für diejenigen hin, die nach der Genesung eine Empfängnis planen.
Spermaproben von 13 Patienten im Alter von 21 bis 50 Jahren, die leichte bis schwere Formen von COVID-19 hatten, wurden analysiert. Obwohl die PCR-Tests für das Virus in den Spermien negativ waren, zeigte die Elektronenmikroskopie die Anwesenheit von SARS-CoV-2 in den Spermien von 72,7 % der mittelschweren bis schweren Patienten.
Diese Studie beobachtete auch, dass die Spermien "extrazelluläre Fallen" aus nukleärer DNA produzierten, um den Erreger zu neutralisieren, ein Mechanismus, der als suizidale ETosis-Antwort bekannt ist. Diese Fallen, die denjenigen ähneln, die von Neutrophilen in der systemischen Entzündungsantwort auf SARS-CoV-2 gebildet werden, zeigen eine neue immunologische Funktion der Spermien.
Die Implikationen für die Reproduktionsmedizin sind signifikant. Professor Jorge Hallak empfiehlt, die natürliche Empfängnis und insbesondere die assistierte Fortpflanzung für mindestens sechs Monate nach einer SARS-CoV-2-Infektion zu verschieben, selbst bei einer leichten COVID-19-Erkrankung. Diese Empfehlung ist entscheidend für Techniken der Mikromanipulation von Gameten.
Die Forschungen gehen weiter, um die langfristigen Auswirkungen der SARS-CoV-2-Infektion auf die reproduktive und sexuelle Gesundheit zu bewerten. Das Team unter der Leitung von Professor Carlos Carvalho untersucht derzeit die Nachwirkungen der Infektion bei über 700 Patienten im Rahmen eines von der FAPESP finanzierten Projekts.
Quelle: Andrology