Adrien - Sonntag 22 September 2024

Woher kommt das Seitenstechen?

Von Clément Naveilhan & François Dernoncourt - Doktoranden der Bewegungswissenschaften, Universität Côte d'Azur

Stellen Sie sich vor, Sie joggen mit Ihren Freunden durch einen Park. Sie fühlen sich großartig, sind in Form und haben ein Lächeln im Gesicht. Doch plötzlich spüren Sie einen stechenden Schmerz in Ihrer rechten Flanke, direkt unter den Rippen. Das Atmen fällt Ihnen schwer, Sie verlangsamen Ihren Schritt und bleiben schließlich stehen. Sie haben gerade Seitenstechen bekommen.


Von links nach rechts:
(1) Das parietale Peritoneum, welches die Bauchorgane umhüllt. Seine Reizung könnte die Ursache des Seitenstechens sein.
(2) Das Zwerchfell (in Rot, unterhalb der Lunge). Es ist der Hauptmuskel, der an der Atmung beteiligt ist.
(3) Der quere Bauchmuskel.
Erstellt von den Autoren


Dieses Phänomen tritt besonders häufig bei Schwimmern und Läufern auf, insbesondere bei jungen Menschen unter 20 Jahren. Aber was genau ist Seitenstechen? Und wie kann man es vermeiden?

Trotz seiner weiten Verbreitung ist Seitenstechen ein Thema, das bis vor kurzem kaum erforscht wurde. Die Wissenschaftler haben noch nicht die genaue Ursache dieser Schmerzen ermittelt, aber es gibt eine Hypothese, die wahrscheinlicher ist als andere.

Das Peritoneum beteiligt?


Diese Hypothese besagt, dass das Seitenstechen durch eine Reizung des Peritoneums verursacht wird, einer dünnen Membran, die die Innenwände des Bauchraums auskleidet. Das Peritoneum besteht aus zwei Schichten, die die Organe im Bauchraum schützen. Eine Flüssigkeit zwischen diesen beiden Schichten verhindert Reibung.

Bei körperlicher Anstrengung, wie beim Laufen, verändert sich die Menge und Viskosität dieser Flüssigkeit, was ihre Funktion beeinträchtigt. Zudem können die durch die Aktivität verursachten Bewegungen dazu führen, dass die beiden Schichten leicht aneinander reiben. Diese Reibung könnte die Reizung verursachen und somit die Schmerzen des Seitenstechens hervorrufen. Bei Kindern ist die Peritonealfläche proportional größer als bei Erwachsenen, was möglicherweise erklärt, warum Seitenstechen bei Kindern häufiger auftritt.

Wiederholte Bewegungen des Oberkörpers, insbesondere Auf- und Abbewegungen sowie Rotationen, begünstigen das Reiben der beiden Peritoneumschichten, vor allem, wenn der Oberkörper gestreckt ist. Das erklärt, warum Seitenstechen beim Laufen, beim Schwimmen und sogar beim Reiten häufig vorkommt, während es beim Radfahren, wo weniger Oberkörperbewegungen stattfinden, seltener auftritt.

Darüber hinaus wird Seitenstechen manchmal mit scharfen Schulterschmerzen in Verbindung gebracht, wenn die Reizung den unterhalb des Zwerchfells gelegenen Bereich des Peritoneums betrifft. Dies könnte am Reiben des Peritoneums liegen, das den Nervus phrenicus, der das Zwerchfell versorgt, reizt. Da der Nervus phrenicus auch durch die Schulter verläuft, könnte das Seitenstechen eine sogenannte "übertragene" Schmerzempfindung verursachen – man spürt den Schmerz entlang des Nervenverlaufs an einer anderen Stelle als der tatsächlichen Ursache (in diesem Fall verursacht die Peritoneumreizung eine Schmerzempfindung in der Schulter über den Nervus phrenicus).

Was können Sie also gegen Seitenstechen tun?



Die erste Lösung besteht darin, auf körperliche Aktivität nach einer üppigen Mahlzeit zu verzichten. Ein aufgeblähter Magen könnte die beiden Peritoneumschichten zusammendrücken, was die Reibung und somit den Schmerz verstärken könnte. Die zweite Lösung ist, die Stabilität des Rumpfes zu trainieren, insbesondere den queren Bauchmuskel, der Teil der tiefen Bauchmuskulatur ist, beispielsweise durch Stabilisierungsübungen.

Sollten Sie dennoch ein Seitenstechen bekommen, gibt es leider keine Wunderlösung, um es sofort loszuwerden. Sie können aber versuchen, tief durchzuatmen oder die betroffene Seite zu massieren – das könnte helfen.

Die beste Lösung ist jedoch, das Tempo zu verlangsamen oder die körperliche Aktivität vollständig zu stoppen, bis der Schmerz nachlässt.

Quelle: The Conversation, unter Creative-Commons-Lizenz
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