Im Frühling sieht man sie überall: die bunten Blumen, die Bienen, Schmetterlinge und andere Insekten anzulocken scheinen. Diese Besucher, sogenannte Bestäuber, sind für die Fortpflanzung von Blütenpflanzen unerlässlich. Doch wie schaffen es die Blumen, diese wertvollen Insekten anzuziehen? Die Antwort liegt in einer subtilen Mischung aus morphologischen, chemischen und verhaltensbedingten Anpassungen.
Eine mit Pollen bedeckte Biene.
Illustration Pixabay
Farben sind eines der wichtigsten Signale, die Blumen nutzen. Sie sind nicht nur dazu da, um für uns hübsch auszusehen, sondern um die Aufmerksamkeit der Bestäuber zu erregen. Bienen haben zum Beispiel ein Sehvermögen, das bis in den ultravioletten Bereich reicht, wodurch sie Muster wahrnehmen können, die für das menschliche Auge unsichtbar sind – sogenannte Nektarführer. Diese Muster sind oft wie Landebahnmarkierungen angeordnet und führen direkt zur Blütenmitte, wo sich Nektar und Pollen befinden. Dies optimiert die Effizienz der Bestäubung, da das Insekt genau dorthin gelenkt wird, wo es Pollen aufnehmen und abgeben soll.
Der Duft ist ein weiteres entscheidendes Element. Blumen produzieren flüchtige Moleküle, organische Verbindungen, die sich in der Luft verbreiten. Diese Substanzen, wie Monoterpene und Sesquiterpene, wirken als olfaktorische Signale. Jede Blume entwickelt ein besonderes „Bouquet“, um bestimmte Bestäuber anzulocken: Manche locken Bienen mit süßen oder fruchtigen Düften an, während andere stärkere, sogar übelriechende Gerüche verströmen, um Fliegen und Käfer anzuziehen. Diese Düfte werden oft zu bestimmten Tageszeiten intensiver abgegeben, je nachdem, wann die Bestäuber aktiv sind.
Der Nektar ist die süße Belohnung für die Besucher. Es handelt sich um eine zuckerreiche Flüssigkeit (Glukose, Fruktose und Saccharose), die aber auch Aminosäuren und Mineralien enthält und den Insekten eine schnelle Energiequelle sowie wertvolle Nährstoffe liefert. Im Austausch für diese Ressource transportiert das Insekt Pollen von einer Blume zur nächsten, was eine Kreuzbestäubung und die Produktion von Samen ermöglicht.
Einige Blumen bieten auch direkt verzehrbaren Pollen an. Pollen ist eine essentielle Protein- und Lipidquelle für Insekten, insbesondere für Bienen, die ihn zur Aufzucht ihrer Larven nutzen. Blumen können daher Strukturen wie hervorstehende Staubbeutel oder klebrige Pollenkörner entwickeln, um den Transport und die Sammlung zu erleichtern.
Schließlich haben manche Blumen besondere Formen, wie röhrenförmige Kronblätter oder fallenförmige Blütenblätter, die das Insekt zwingen, mit den Fortpflanzungsorganen in Kontakt zu kommen und so den Pollentransfer sicherzustellen. Diese Beziehung zwischen Blumen und Insekten ist das Ergebnis einer langen Koevolution: Pflanzen haben Strategien entwickelt, um ihre Besucher zu verführen, und Insekten haben sich auf die Nutzung von Blütenressourcen spezialisiert. Gemeinsam tragen sie zum Erhalt der Biodiversität und zur Nahrungsmittelproduktion in unseren Ökosystemen bei.