Das Team von D
r Frédéric Charron, Forscher am Institut de recherches cliniques de Montréal (IRCM) und Professor an der medizinischen Fakultät der Universität von Montreal, hat einen vielversprechenden Fortschritt im Verständnis der Ursprünge des mysteriösen Spiegelsyndroms erzielt.
Illustrationsbild Pixabay
Das Spiegelsyndrom ist eine vererbbare neurologische Erkrankung, die sich bereits in jungen Jahren manifestiert und hauptsächlich Arme und Hände betrifft. Bei den Betroffenen ahmt die rechte Hand unwillkürlich die Bewegungen der linken Hand nach und umgekehrt, woraus die Bezeichnung "Spiegelbewegungen" resultiert. Dieses Syndrom kann bei länger andauernden Aktivitäten Schmerzen in den Armen verursachen und Schwierigkeiten bei der Durchführung von Aufgaben hervorrufen, die eine Koordination zwischen links und rechts erfordern.
"Das Spiegelsyndrom beeinträchtigt das tägliche Leben der Betroffenen. Einfache Handlungen wie das Öffnen einer Wasserflasche können schwierig werden, ebenso wie das Spielen eines Musikinstruments", erklärt D
r Charron, der die Forschungsabteilung für molekulare Neurobiologie am IRCM leitet.
Diese Studie, die in Zusammenarbeit mit dem Team von D
r Greg Bashaw von der Universität von Pennsylvania durchgeführt wurde, wurde in der Fachzeitschrift
Science Signaling veröffentlicht. Erstautoren der Studie sind Kaiyue Zhang, Doktorand am IRCM, und D
r Karina Chaudhari, Studentin an der Universität von Pennsylvania.
Axonale Wegfindung der Neuronen und das Zytoskelett als Ursache
Der zelluläre Mechanismus, der den Spiegelbewegungen zugrunde liegt, basiert auf einem Defekt in einem Prozess, der als "axonale Wegfindung" bezeichnet wird.
Während der Embryonalentwicklung dehnen die Neuronen ihr Axon aus, ein langer Zellfaden, der es ihnen ermöglicht, bestimmte Bereiche des Körpers miteinander zu verbinden und so Nervenverbindungen herzustellen. Die axonale Wegfindung umfasst die Prozesse, die das Längenwachstum des Axons steuern und seine Navigation lenken. Unter anderem sorgt sie dafür, dass jedes Neuron mit seinem Ziel verbunden wird. Sie ist daher von entscheidender Bedeutung für die korrekte Entwicklung des Nervensystems.
Verschiedene sogenannte Leitmoleküle lenken die Axone zu ihren Zielen und fungieren wie Verkehrsschilder, die die Axone in die richtige Richtung weisen. Um dies zu erreichen, müssen diese Leitmoleküle, sobald sie von den Axonen erkannt werden, die Bewegung des Axons auslösen. Diese Bewegung erfordert eine komplexe und noch wenig verstandene molekulare Maschinerie.
In der vorliegenden Studie zeigt das Forschungsteam jedoch, dass die für die Wegfindung erforderliche Maschinerie in Wirklichkeit das Zytoskelett ist. Das Zytoskelett ist, wie der Name schon sagt, das Skelett der Zelle, das dieser eine gewisse Steifigkeit verleiht, ähnlich wie die Knochen des Körpers, die durch ihre Steifigkeit Bewegung ermöglichen.
Das Verständnis der Mechanismen, die zu Spiegelbewegungen führen, ist unerlässlich für die Entwicklung neuer Behandlungsmöglichkeiten. Die Arbeiten im Labor von D
r Charron ebnen möglicherweise den Weg für vielversprechende neue Ansatzpunkte zur Behandlung des Spiegelsyndroms sowie anderer Krankheiten, die durch Entwicklungsstörungen des Nervensystems verursacht werden.
Quelle: Universität Montreal