Könnten bestimmte Krankheiten uns vor anderen schweren Leiden schützen? Forscher haben eine überraschende Verbindung zwischen Alzheimer und Darmkrebs entdeckt.
Chinesische Forscher haben ein überraschendes Phänomen beobachtet: Mäuse mit kognitiven Störungen, die Alzheimer ähneln, entwickeln seltener Darmkrebs.
Um die Ursache zu verstehen, haben sie das Mikrobiom dieser Tiere analysiert. Sie fanden erhöhte Werte bestimmter Darmbakterien, insbesondere
Prevotella. Diese Mikroorganismen scheinen sowohl die kognitive Gesundheit als auch die Widerstandsfähigkeit gegen Krebs zu beeinflussen.
Die Forscher transplantierten den Kot gesunder Mäuse in diejenigen, die an Alzheimer-ähnlichen Symptomen litten. Das Ergebnis: Diese Mäuse verloren ihren Schutz gegen Darmkrebs, was die Bedeutung der Darmflora für diese Verbindung verdeutlichte.
Auch beim Menschen zeigt sich dieser umgekehrte Zusammenhang zwischen den beiden Krankheiten. Menschen mit Alzheimer entwickeln seltener bestimmte Krebsarten, und umgekehrt scheint dies ebenso zu gelten.
Wissenschaftler glauben, dass Entzündungen eine Schlüsselrolle in dieser Korrelation spielen. Einige Bakterien wie
Prevotella könnten Entzündungen modulieren, wodurch das Krebsrisiko gesenkt wird, während gleichzeitig kognitive Störungen verschärft werden.
Frühere Studien hatten bereits gezeigt, dass das Darmmikrobiom die Gesundheit des Gehirns beeinflusst. Diese Ergebnisse bestärken die Idee, dass bestimmte Darmbakterien durch ihre Stoffwechselprodukte Gehirnfunktionen stören können, während sie gleichzeitig einen Schutz vor bestimmten Krebsarten bieten.
Es bleibt noch ein langer Weg, bis diese Entdeckungen beim Menschen bestätigt werden können. Dennoch eröffnet diese Studie neue Perspektiven, um zu verstehen, wie Darm und Gehirn miteinander interagieren.
Die Wissenschaftler hoffen, dass ein besseres Verständnis dieser Mechanismen dazu beitragen wird, innovative und gezieltere Behandlungen für neurodegenerative Krankheiten und Krebs zu entwickeln.
Das Darmmikrobiom
Das Darmmikrobiom bezeichnet die Gesamtheit der Mikroorganismen, die in unserem Darm leben. Es umfasst Milliarden von Bakterien, Pilzen, Viren und Hefen. Diese Mikroorganismen spielen eine wichtige Rolle bei der Verdauung, dem Stoffwechsel und der ordnungsgemäßen Funktion des Immunsystems.
Das Darmmikrobiom kommuniziert über die Darm-Hirn-Achse mit dem Gehirn. Die in unseren Därmen vorhandenen Bakterien produzieren Substanzen, die die Produktion von Neurotransmittern wie Serotonin beeinflussen, das für die Regulierung der Stimmung und der kognitiven Funktionen unerlässlich ist.
Studien zeigen, dass Ungleichgewichte im Mikrobiom, sogenannte Dysbiosen, zur Entwicklung neurodegenerativer Krankheiten wie Alzheimer beitragen können. Bestimmte Bakterien wie
Prevotella produzieren entzündungsfördernde Substanzen, die kognitive Störungen verschlimmern könnten, indem sie die Darmbarriere beeinträchtigen und systemische Entzündungen fördern.
Autor des Artikels: Cédric DEPOND
Quelle: PNAS