Valérie Lannoy - Postdoktorandin in Mikrobiologie, Sorbonne Universität
Unsere Älteren spielen manchmal die Rolle einer Wetterstation! Dank ihrer Gelenkschmerzen können sie das Wetter des Tages vorhersagen. Aber wie sieht es in Wirklichkeit aus?
Rheuma umfasst etwa
200 Krankheiten, die die Bestandteile der Gelenke wie Knochen und Gelenkknorpel betreffen. Auch die Weichteile wie Bänder an den Knochen oder die Sehnen, die die Muskeln mit den Knochen verbinden, können betroffen sein.
Sie werden nach ihrer Ursache in nicht-entzündliche und entzündliche Rheumaerkrankungen eingeteilt. Zu den ersteren gehören Arthrose und Osteoporose, die vor allem ältere Menschen betreffen, aber auch muskulär-skelettale Störungen oder Fibromyalgie. Zu den entzündlichen Rheumaerkrankungen zählen insbesondere Formen der Arthritis, wie die ankylosierende Spondylitis und die rheumatoide Arthritis, zwei Autoimmunerkrankungen. Heute leiden mehr als
16 Millionen Franzosen an Rheuma.
Regen oder Feuchtigkeit?
Im Jahr 2019 untersuchte ein
Forschungsteam der Universität Manchester die Symptome von mehr als 2500 Patienten über 15 Monate hinweg. Dabei wurden verschiedene Erkrankungen repräsentiert, wie Arthrose, rheumatoide Arthritis und Fibromyalgie. Die Symptome wurden mithilfe einer Smartphone-App erfasst, die auch Informationen zu Wetter, Stimmung oder körperlicher Aktivität sammelte. Es handelte sich um eines der ersten Citizen-Science-Experimente, das eine App einsetzte.
Die Autoren schlagen vor, dass ein solches Instrument Patienten zur Vorhersage ihrer Schmerzen angeboten werden könnte. Sie stellten fest, dass die relative Luftfeuchtigkeit, also die Sättigung der Luft mit Wasserdampf, und der Luftdruck am stärksten mit Gelenkschmerzen korrelieren.
Diese Korrelation ist zwar signifikant, bleibt jedoch gering. So führt beispielsweise eine gleichzeitige Veränderung der beiden meteorologischen Variablen nur zu einem leichten Anstieg der Schmerzen. Drei Jahre später entschied sich ein Team derselben Universität,
die gleichen Daten neu zu analysieren. Sie fanden heraus, dass es tatsächlich einen Zusammenhang zwischen Klima und Gelenkschmerzen gibt, dieser jedoch nur etwa 4 % der Freiwilligen betrifft. Die Forscher erklären, dass Schmerz subjektiv und vom Gehirn kodiert wird. Die Reaktion variiert daher je nach Patient und hängt von individuellen Unterschieden in der neuronalen Aktivierung ab.
Das Gelenk als Barometer
Der Zusammenhang zwischen Gelenkschmerzen und Wetter ist ein hitzig diskutiertes Thema unter Wissenschaftlern! Im Jahr 2017 ermöglichte eine
internationale Zusammenarbeit, geleitet von Dr. Jena, die Analyse der Symptome von etwa 1,5 Millionen Amerikanern über 65 Jahren. Ihr Fazit lautet, dass es keine Korrelation zwischen Gelenkschmerzen und Regentagen gibt. Nur vier Tage später ließ die
Antwort auf diesen wissenschaftlichen Artikel nicht auf sich warten! So begann Dr. Bamji, ein pensionierter Rheumatologe, seine Antwort: „Der Grund, warum Dr. Jena und seine Kollegen keinen Zusammenhang zwischen Gelenkschmerzen und Regen gefunden haben, ist einfach. Sie haben die falsche Variable untersucht – und meines Wissens hat niemand die richtige berücksichtigt.“
Wie könnten Regen oder relative Luftfeuchtigkeit die Schmerzen der Patienten beeinflussen, wenn unser Körper keine Möglichkeit hat, Schwankungen im Feuchtigkeitsgehalt wahrzunehmen? Dr. Bamji erklärt, dass das Gelenk eine Struktur ist, die die Propriozeption oder Tiefensensibilität ermöglicht. Dies ist die Fähigkeit, bewusst oder unbewusst die Position der Körperteile ohne Einsatz des Sehens wahrzunehmen. In den Sehnen befinden sich
"Propriozeptoren", Rezeptoren, die auf den durch Muskelkontraktionen induzierten Druck reagieren. Diese Propriozeptoren reagieren auch auf Änderungen des atmosphärischen Drucks.
Der atmosphärische Druck folgt eigentlich den Schwankungen der relativen Luftfeuchtigkeit. Die Propriozeptoren übermitteln ihre Signale an sensorische Nerven, die ins Gehirn geleitet werden.
Gelenkschmerzen stehen in direktem Zusammenhang mit dem atmosphärischen Druck und indirekt mit der relativen Luftfeuchtigkeit. Jeder Patient nimmt die Schmerzen je nach individuellem zentralem Nervensystem unterschiedlich wahr. Das Wichtigste ist, auf die eigenen Schmerzen zu hören, beispielsweise durch das Führen eines täglichen Symptomtagebuchs!
Quelle: The Conversation, unter Creative-Commons-Lizenz