Die rasche Zunahme von Raketenstarts könnte die Erholung der Ozonschicht verlangsamen, wie eine aktuelle Studie zeigt. Wissenschaftler warnen vor potenziell unterschätzten Auswirkungen.
Emissionen von Raketen und beim Wiedereintritt von Weltraumschrott reichern sich in den mittleren Atmosphärenschichten an. Im Gegensatz zu irdischen Schadstoffen verbleiben sie dort viel länger und verstärken so ihre Wirkung auf das Ozon. Diese schützende Schicht, die schädliche UV-Strahlen filtert, zeigt bereits Anzeichen von Schwäche.
Ansicht der Raptor-Triebwerke der Super Heavy-Booster-Stufe während des zweiten Starship-Flugs.
Bild: SpaceX
Forschungen eines internationalen Teams, veröffentlicht in
npj Climate and Atmospheric Science, zeigen alarmierende Prognosen. Bei einer angenommenen Anzahl von 2040 Starts pro Jahr bis 2030 könnte die Ozonschicht im Durchschnitt um 0,3% abnehmen, mit Spitzenwerten von 4% über der Antarktis. Diese Zahlen kommen zu den historischen Schäden durch FCKW hinzu.
Die Wahl der Treibstoffe spielt eine entscheidende Rolle für die Umweltauswirkungen von Raketen. Feststofftriebwerke, die reich an Chlor sind, und solche, die Rußpartikel ausstoßen, sind besonders schädlich. Nur Systeme mit kryogenen Treibstoffen wie flüssigem Sauerstoff und Wasserstoff stellen ein geringes Risiko für die Ozonschicht dar.
Die Auswirkungen des Wiedereintritts von Satelliten sind noch wenig verstanden. Diese Ereignisse setzen Metalle und Stickoxide frei, die die Ozonzerstörung verschlimmern könnten. Da diese Daten in den aktuellen Modellen fehlen, könnte der tatsächliche Einfluss unterschätzt werden.
Wie beeinflussen Raketen die Ozonschicht?
Raketen setzen Substanzen wie Chlor und Rußpartikel in die Atmosphäre frei, die die Ozonschicht schädigen. Chlor wirkt als Katalysator und zerstört Ozonmoleküle, während Ruß die Atmosphäre erwärmt und schädliche chemische Reaktionen beschleunigt.
Diese Emissionen sind besonders problematisch in den mittleren Atmosphärenschichten, wo sie aufgrund fehlender natürlicher Abbauprozesse lange verbleiben. Im Gegensatz zu irdischen Schadstoffen werden sie nicht durch Regen ausgewaschen, was ihre Wirkung verlängert.
Feststofftriebwerke sind die Hauptquelle für Chlor, während die meisten Raketentreibstoffe Ruß produzieren. Die erwartete Zunahme der Starts könnte die Situation verschlimmern und die Erholung der Ozonschicht um Jahrzehnte verzögern.
Welche Alternativen gibt es zu schädlichen Raketentreibstoffen?
Kryogene Treibstoffe wie flüssiger Sauerstoff und Wasserstoff sind eine vielversprechende Lösung. Sie emittieren praktisch kein Chlor oder Ruß und minimieren so ihren Einfluss auf die Ozonschicht.
Allerdings ist ihre Verwendung begrenzt. Ihre Handhabung erfordert spezielle Infrastrukturen und strenge Sicherheitsvorkehrungen, was die Kosten und Komplexität von Missionen erhöht.
Andere Alternativen wie Biotreibstoffe oder weniger schädliche Treibstoffe werden erforscht. Diese Optionen könnten den ökologischen Fußabdruck von Starts verringern, ohne die Leistung zu beeinträchtigen.
Die Entwicklung und Einführung dieser Technologien hängt von Investitionen und Regulierungen ab, die ihre Nutzung fördern.
Quelle: npj Climate and Atmospheric Science