Knochen bewahren manchmal die Erinnerung an unsere Umwelt. Forscher haben gerade entdeckt, dass unsere Skelette von einer unsichtbaren Verschmutzung geprägt sein könnten: Mikroplastik. Diese winzigen Fragmente, die überall auf der Erde vorhanden sind, würden sich bis ins Knochenmark hinein einschleichen.
Diese Feststellung wirft eine neue Frage auf: Was, wenn die Knochen selbst zur neuen Grenze der Plastikkontamination werden? In Brasilien hat ein Team der Staatlichen Universität von Campinas Dutzende von Studien analysiert, um zu verstehen, wie diese mikroskopischen Partikel die Funktion des Knochengewebes verändern. Ihre Ergebnisse zeichnen einen beunruhigenden Zusammenhang zwischen täglicher Plastikexposition und der Schwächung des menschlichen Skeletts.
Wenn sich Mikroplastik im Körper einnistet
Jedes Jahr werden mehr als 400 Millionen Tonnen Plastik produziert, und nur ein winziger Teil wird recycelt. Alltagsgegenstände setzen ständig feine Partikel frei, die sich in der Luft, im Wasser und in Lebensmitteln verbreiten. Diese Mikroplastikpartikel gelangen so durch Ingestion, Inhalation oder einfachen Hautkontakt in den Körper.
Analysen haben ihre Anwesenheit im Blut, im Gehirn, in der Plazenta und sogar in der Muttermilch gezeigt. Mittlerweile werden sie auch im Inneren der Knochen nachgewiesen. Laut den Forschern können diese Partikel das Knochenmark erreichen, den Zellaustausch stören und chronische Entzündungen verursachen.
Mikroplastik wirkt nicht wie einfache Eindringlinge: Es verändert die Vitalität der Zellen und beschleunigt deren Alterung. Indem sie die Regenerationsmechanismen des Skeletts stören, könnten sie die Knochen schwächen und das Frakturrisiko erhöhen.
Ein bedrohtes biologisches Gleichgewicht
Das brasilianische Team hat 62 Studien überprüft, um einen Überblick über die beobachteten Auswirkungen zu erstellen. Die Ergebnisse sind eindeutig: Mikroplastik beeinträchtigt die Funktion der Osteoklasten, der Zellen, die für den Abbau von altem Knochengewebe zuständig sind, um dessen Wiederaufbau zu ermöglichen. Deren vorzeitige Alterung bringt diesen Zyklus aus dem Gleichgewicht, was zu einem fragileren Knochengerüst führt.
Bei Tieren beobachteten die Forscher Deformationen und manchmal ein Stopp des Skelettwachstums. Diese Beobachtungen lassen vermuten, dass das Phänomen auch beim Menschen existieren könnte. Die Anwesenheit von Mikroplastik im Blut könnte der Vektor für deren tiefe Infiltration in das Knochengewebe sein.
Auch wenn direkte Beweise noch fehlen, könnten diese Ergebnisse helfen, den weltweiten Anstieg der Osteoporose zu erklären. Laut der International Osteoporosis Foundation sollen die mit dieser Krankheit verbundenen Frakturen bis 2050 um mehr als 30 % zunehmen.
Auf dem Weg zu einem besseren Verständnis von Knochenkrankheiten
Die Forscher möchten diese Hypothesen nun durch Experimente an Nagetier-Oberschenkelknochen überprüfen. Das Ziel: die tatsächliche Auswirkung von Mikroplastik auf die mechanische Widerstandsfähigkeit der Knochen zu messen und mögliche Präventionsstrategien zu identifizieren.
Während metabolische Knochenkrankheiten gut bekannt sind, wird der Einfluss von Umweltverschmutzern weitgehend unterschätzt. Dieses Verständnis könnte den Weg für eine genauere Prävention ebnen, die nicht nur den Lebensstil, sondern auch die Exposition gegenüber Kunststoffmaterialien ins Visier nimmt.
Diese Exposition zu begrenzen ist nicht unmöglich: Glasflaschen bevorzugen, synthetische Textilien vermeiden und Leitungswasser filtern sind einfache Maßnahmen, die die Belastung des Organismus mit Mikroplastik reduzieren.
Autor des Artikels: Cédric DEPOND
Quelle: Osteoporosis International