Adrien - Montag 27 Mai 2024

Halluzinogene Pilze zur Behandlung der Alkoholsucht

Eine neuartige Studie, durchgeführt von Professor Mickael Naassila und seinem Team des Forschungsgruppe für Alkohol und Pharmakodependenz (GRAP, Labor UPJV/INSERM 1247), eröffnet neue therapeutische Perspektiven für die Behandlung der Alkoholsucht mit Psilocybin, dem aktiven Bestandteil halluzinogener Pilze.

Veröffentlicht in der wissenschaftlichen Zeitschrift Brain, bestätigen ihre Arbeiten das Potenzial von Psilocybin zur Bekämpfung der Alkoholsucht und enthüllen gleichzeitig die bisher unbekannten Wirkmechanismen dieser Substanz. Ein vielversprechender wissenschaftlicher Durchbruch, um das Problem der Alkoholsucht mit Hilfe von Psychedelika anzugehen.



Psilocybin reduziert die Selbstverabreichung von Alkohol durch selektive Aktivierung des linken Nucleus accumbens


Die Ergebnisse der von den Wissenschaftlern des Inserm und der UPJV durchgeführten Studie zeigen, dass die Verabreichung von Psilocybin in alkoholabhängigen Mausmodellen deren Alkoholkonsum um die Hälfte reduziert. Diese Daten unterstreichen das Interesse, diese Substanz im Rahmen der Behandlung der Alkoholabhängigkeit zu erforschen.


Um diese Effekte zu erklären und die zugrunde liegenden Mechanismen besser zu verstehen, maßen die Forscher im Gehirn, insbesondere im Nucleus accumbens, die Expression bestimmter Gene, die für Alkoholsucht bekannt sind. Der Nucleus accumbens spielt eine zentrale Rolle bei der Sucht, insbesondere indem er die angenehmen Effekte von Drogen vermittelt und die Motivation, diese zu konsumieren.

Die Ergebnisse offenbaren auf überraschende Weise eine lateralisierte Wirkung von Psilocybin im Gehirn, wobei die Genexpression je nach linker oder rechter Gehirnhälfte unterschiedlich verändert ist.

Diese ersten Ergebnisse veranlassten die Forscher, die spezifische Rolle des linken und rechten Nucleus accumbens zu untersuchen, indem sie Psilocybin direkt in den linken oder den rechten Nucleus accumbens injizierten.

Bei Ratten, die keinen Alkohol konsumieren, induziert die Verabreichung von Psilocybin spezifische Veränderungen im Gehirn, insbesondere eine Abnahme der Expression der 5HT-2A-Serotoninrezeptoren ausschließlich im linken Nucleus accumbens. Unerwarteterweise wurde eine Erhöhung der Expression des BDNF-Gens, das mit der neuronalen Plastizität verbunden ist, nur im rechten Nucleus accumbens beobachtet.

Wird Psilocybin direkt in den linken Nucleus accumbens injiziert, reduziert es den Alkoholkonsum um die Hälfte, während es keine Wirkung zeigt, wenn es in den rechten Nucleus accumbens injiziert wird.

Ein besseres Verständnis des Mechanismus der positiven Effekte von Psilocybin auf den Alkoholkonsum


Das Team von Professor Naassila ging in ihrer Untersuchung noch weiter, um den biologischen Mechanismus von Psilocybin zu entschlüsseln. Es ist bekannt, dass die halluzinogenen Effekte von Psilocybin mit seiner Wirkung auf die 5-HT2A-Serotoninrezeptoren verbunden sind. In dieser Arbeit zeigten die Forscher, dass diese Rezeptoren nach der Behandlung mit Psilocybin überexprimiert sind.


Um zu beweisen, dass die Effekte von Psilocybin auf den Alkoholkonsum spezifisch mit seiner Wirkung auf die 5-HT2A-Serotoninrezeptoren in Verbindung stehen, testeten sie die Wirkung einer Blockade dieser Rezeptoren.

Und tatsächlich verhinderte die Infusion von Ketanserin, einem Blocker der 5HT-2A-Rezeptoren, direkt in den linken Nucleus accumbens, dass Psilocybin den Alkoholkonsum reduziert. Eine Blockade im rechten Nucleus accumbens hingegen war nicht wirksam.

Die Studie beleuchtet auch einen anderen potenziellen Mechanismus, der bei Sucht bekannt ist. Die Verabreichung von Psilocybin erhöht die Expression der D2-Dopaminrezeptoren im Nucleus accumbens bei alkoholabhängigen Ratten. Da bekannt ist, dass in der Alkoholsucht bei Tieren und Menschen eine Abnahme der Expression der D2-Rezeptoren zu beobachten ist, könnten diese Ergebnisse ebenfalls erklären, wie Psilocybin die Mechanismen der Sucht, durch die Wiederherstellung der Expression dieser Rezeptoren, entgegenwirkt.

Diese neuartige Entdeckung zur Lateralisation der Effekte von Psychedelika bei der Behandlung der Alkoholsucht eröffnet neue Forschungswege. Nächste Schritte: eine genauere Kartierung dieser Lateralisation und die Überprüfung, ob dies auch für andere Psychedelika (LSD, DMT...) gilt.

Laut Professor Mickael Naassila: "Diese Ergebnisse sind sehr originell, da sie zeigen, dass Psilocybin je nach Gehirnhälfte unterschiedlich auf die Genexpression wirkt. Insbesondere im linken Nucleus accumbens scheint es die Effekte der Alkoholreduktion auszulösen."

Quelle: Inserm
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