Was passiert in unserem Körper, wenn wir Impfungen weit über die empfohlene Norm hinaus erhalten? Eine kürzlich durchgeführte Studie von Forschern der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg (FAU) und des Universitätsklinikums Erlangen bietet einen faszinierenden Einblick in diese Frage durch die Analyse eines außergewöhnlichen Falls: ein Mann, der aus persönlicher Entscheidung heraus mehr als 200 COVID-19-Impfungen erhalten hat.
Eine Studie über einen Mann, der mehr als 200 COVID-19-Impfungen erhalten hat, zeigt eine vollständig funktionsfähige und sogar verbesserte Immunantwort und widerlegt somit die Theorie, dass übermäßige Impfungen die Immunität schwächen, wie die Forschungsergebnisse, veröffentlicht in The Lancet Infectious Diseases, zeigen.
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Die Entdeckung dieses besonderen Falls, über den in den Medien berichtet wurde, weckte die Neugier der Wissenschaftler, die beschlossen, ihn zu einer Reihe von Tests einzuladen. Ziel war es, die Auswirkungen einer Hyperimmunisierung auf das Immunsystem zu verstehen. Die gängige Theorie legte nahe, dass die wiederholte Exposition gegenüber Antigenen die Effektivität der Immunzellen verringern könnte. Die Ergebnisse der Studie, veröffentlicht im Fachjournal
The Lancet Infectious Diseases, zeigen jedoch das Gegenteil.
Der betroffene Patient zeigte eine Immunantwort, die nicht nur voll funktionsfähig, sondern sogar verstärkt war. Im Vergleich zu einer Kontrollgruppe, die drei Dosen erhalten hatte, zeigte er eine signifikant höhere Konzentration bestimmter Immunzellen und spezifischer Antikörper gegen SARS-CoV-2.
Die Studie vertieft ebenfalls das Verständnis der Funktionsweise von Impfstoffen. Normalerweise enthalten sie Teile des Krankheitserregers oder einen Bauplan, der es dem Körper ermöglicht, diese Krankheitserregerkomponenten selbst zu produzieren. Durch diese Antigene lernt das Immunsystem, den echten Krankheitserreger bei einer späteren Infektion zu erkennen, sodass es schneller und stärker reagieren kann.
Die Forscher beobachteten, dass selbst nach der 217. Impfung die Wirksamkeit des Immunsystems des Probanden gegen SARS-CoV-2 und andere Krankheitserreger nicht abgenommen hat. Dies legt nahe, dass die Hyperimmunisierung sein Immunsystem nicht beschädigt hat. Zudem wurden trotz der Verwendung von acht verschiedenen Impfstoffen, einschließlich verschiedener mRNA-Impfstoffe, keine nennenswerten Nebenwirkungen ausgelöst.
Obwohl diese Ergebnisse von einem Einzelfall stammen und nicht als Grundlage für allgemeine Empfehlungen dienen können, bieten sie eine beruhigende Perspektive auf die Verträglichkeit und Wirksamkeit von Impfstoffen, auch in extremen Situationen. Der aktuelle Ansatz empfiehlt weiterhin eine Impfung in drei Dosen, mit regelmäßigen Auffrischungen für vulnerable Gruppen, ohne die Notwendigkeit zusätzlicher Impfungen.
Quelle: The Lancet Infectious Diseases