Das Erlernen von Mathematik beginnt nicht nur in der Schule, sondern auch zu Hause. In einer in
Child Development veröffentlichten Studie zeigen Wissenschaftler, dass einfache spielerische Aktivitäten in der Familie die mathematischen Kompetenzen von Kindern stärken können. Diese Studie stellt erstmals einen kausalen Zusammenhang zwischen familiären Praktiken und der mathematischen Entwicklung her, ohne auf strenge und komplexe Methoden zurückzugreifen.
Wenn Mathematik nach Hause kommt: ein spielerischer und effektiver Ansatz.
Es ist seit langem bekannt, dass die familiäre Umgebung eine Schlüsselrolle beim frühen Lernen spielt. Während die Vermittlung von Sprache oder Lesen gut dokumentiert ist, wird die Weitergabe mathematischer Kompetenzen noch weitgehend unterschätzt. Eine in der Zeitschrift
Child Development veröffentlichte Studie zeigt erstmals in einem europäischen Kontext, dass einfache mathematische Aktivitäten, die in den Alltag von Eltern und Kindern integriert werden, einen kausalen Effekt auf die Entwicklung mathematischer Fähigkeiten bei Vorschulkindern haben können.
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Soziale und wirtschaftliche Ungleichheiten beeinflussen den Schulerfolg stark, insbesondere in Mathematik. Unter den beteiligten Faktoren wecken die Unterschiede in den elterlichen Praktiken im Umgang mit Zahlen zunehmendes Interesse. In manchen Familien wird mehr über Mengen gesprochen, Zahlen werden häufiger im Alltag oder in gemeinsamen Spielen verwendet. Frühere Studien, die hauptsächlich in den USA durchgeführt wurden, ließen vermuten, dass solche Praktiken das Mathematiklernen fördern. Diese Studien stützen sich jedoch oft auf unrealistische Interventionen: Sie erfordern häufige Wiederholungen und eine Betreuung der Eltern durch Wissenschaftler.
Um diese Grenzen zu überwinden, entwarfen die Wissenschaftler eine Intervention für zu Hause, die auf spielerischen, einfachen und ökologisch validen Aktivitäten basiert, d.h. Aktivitäten, die mit dem Alltag der Familien vereinbar sind. Sechs Wochen lang erhielten die Eltern Spiele (Karten, Brettspiele) und Bücher, die den Austausch über Zahlen anregten. Es gab keine strengen Vorgaben oder vorherige Schulungen: Die Eltern waren frei in der Wahl der Materialien und des Zeitpunkts der Aktivitäten, die sie in ihrem eigenen Tempo durchführen konnten.
Ein rigoroses Protokoll für einen konkreten Fortschritt bei der Verringerung von Bildungsungleichheiten.
Die Studie, die mit 117 Kindergartenkindern durchgeführt wurde, folgt einem rigorosen Protokoll: zufällige Aufteilung in zwei Gruppen (Mathematik vs. Sprache), Bewertung vor und nach der Intervention und Vorab-Registrierung der Analysen. Die "Sprach"-Gruppe, die als aktive Kontrollgruppe diente, bot ebenfalls kognitiv anregende Aktivitäten, aber ohne mathematischen Inhalt.
Die Ergebnisse sind eindeutig: Kinder, die an den mathematischen Aktivitäten teilnahmen, machten signifikante Fortschritte, insbesondere beim Transkodieren (die Fähigkeit, von einer Menge zu einem Symbol zu wechseln oder umgekehrt) und bei der Ordinalität (das Verständnis der Zahlenreihenfolge) – zwei Schlüsselkompetenzen für zukünftiges Lernen.
Auswirkungen der Intervention auf zwei numerische Fähigkeiten: Ordinalität (links) und Transkodieren (rechts), gemessen vor (Pre-Test) und nach (Post-Test) den Familienaktivitäten. Die Intervention mit mathematischen Aktivitäten (lila) führt zu einem deutlicheren Fortschritt als die sprachfokussierte Intervention (orange), was auf einen spezifischen Effekt der Intervention auf die numerischen Fähigkeiten hinweist.
© Cléa Girard
Indem sie sich auf gewöhnliche Interaktionen stützt, die für alle Familien zugänglich sind, markiert diese Forschung einen doppelten Fortschritt: Sie zeigt, dass familiäre Praktiken einen direkten Einfluss auf das Mathematiklernen haben und dass es möglich ist, effektiv einzugreifen, ohne auf aufwändige oder kostspielige Methoden zurückgreifen zu müssen. Diese Arbeit eröffnet konkrete Ansätze, um Bildungsungleichheiten zu bekämpfen und Mathematik als eine vollwertige Familienaktivität zu fördern.
Quelle: CNRS INSB