Wenn die Wut aufkommt, suchen viele nach Möglichkeiten, sie zu besänftigen, jeder auf seine Weise. Neuere Forschungen haben eine überraschende Methode ans Licht gebracht: Statt sich auszutoben, scheint es effektiver zu sein, die Ruhe zu bewahren.
Eine Überprüfung von 154 Studien hat tatsächlich enthüllt, dass einige oft empfohlene Taktiken zur Bewältigung von Wut, wie Joggen oder Radfahren, nicht effektiv sind, um Menschen zu beruhigen. Dies ist die Haupterkenntnis dieser Überprüfung, die in
Clinical Psychology Review veröffentlicht wurde und wie Aktivitäten, die die körperliche Erregung beeinflussen, Wut und Aggressivität beeinflussen können.
Erregung, das beschreiben die Forscher als das Maß an Alarmbereitschaft und Energie bei einer Person. Wenn man in einem Zustand hoher körperlicher Erregung ist, wird eine Erhöhung der Herzfrequenz, des Blutdrucks, der Atemfrequenz und des Hautleitwerts aufgrund der Aktivität der Schweißdrüsen beobachtet. Wut ist eine negative Emotion, die mit erhöhter körperlicher Erregung assoziiert ist.
Diese Studie ergab, dass Aktivitäten, die die Erregungsniveaus beeinflussen, einen tiefgreifenden Einfluss auf Wut und Aggressivität haben. Durch das Ausüben von Aktivitäten, die die Erregung reduzieren, wie tiefe Atmung, Muskelrelaxation, Yoga, Meditation und Achtsamkeit, ist es möglich, seine Wutgefühle und aggressiven Impulse zu kontrollieren. Diese Meta-Analyse, die an Teilnehmern aus zahlreichen Studien durchgeführt wurde, zeigte, dass diese Aktivitäten in verschiedenen Kontexten funktionieren, sowohl im Labor als auch im echten Leben, in Gruppen oder individuell und für Menschen unterschiedlicher Herkunft.
Andererseits können bestimmte zur Wutbewältigung eingesetzte Aktivitäten die Erregung verstärken und die Wut- und Aggressivitätsniveaus erhöhen. Beispielsweise hat Joggen, das oft zur Stressbewältigung empfohlen wird, die Wut in den untersuchten Studien tatsächlich erhöht. Im Gegensatz dazu haben Ballsportarten und Sportunterricht die Wut verringert, vielleicht weil sie Gruppenaktivitäten sind, die positive Emotionen hervorrufen.
Ebenso hat das Ausdrücken von Wut keinen therapeutischen Effekt. Dies widerspricht der Idee, dass es gut ist, sich "auszutoben" oder "Luft zu machen". Es scheint vorteilhafter für das Wutmanagement zu sein, nicht ins Kissen zu schreien oder einen Boxsack zu schlagen.
Diese Studie zeigt somit die Bedeutung, der Ruhe den Vorzug zu geben, um Wut effektiv zu bewältigen. Indem man sich auf Aktivitäten konzentriert, die die Entspannung fördern, ist es möglich, seine Emotionen besser zu kontrollieren, was es ermöglicht, schwierige Situationen ruhiger und selbstbewusster anzugehen.
Artikelautor: Cédric DEPOND
Quelle: Clinical Psychology Review