Die Entdeckung ist beunruhigend. Unbekannte Viren könnten sich in den chinesischen Pelztierfarmen verbergen. Eine kürzlich durchgeführte Studie entfacht die Kontroverse über diese umstrittene Industrie erneut.
Nahezu 125 Viren wurden bei Nerzen, Bisamratten und Marderhunden identifiziert. Einige davon stellen laut Forschern ein hohes Risiko für den Menschen dar.
Illustrationsbild Pixabay
Wissenschaftler haben das genetische Material von 461 Tieren, die zwischen 2021 und 2024 an Krankheiten gestorben sind, sequenziert. Die Mehrheit der Tiere stammte aus Pelztierfarmen. Ihre Analysen offenbarten 36 neuartige Viren, die bisher unbekannt waren. Der Artensprung von 39 dieser Viren bereitet den Experten besondere Sorgen: Die Nähe von Tieren zu Menschen in diesen Farmen erleichtert solche Übertragungen und gefährdet die Arbeiter sowie die umliegenden Bevölkerungen.
Edward Holmes, Virologe an der Universität Sydney, warnt insbesondere vor einem Fledermaus-Coronavirus vom Typ HKU5, das bei Nerzen entdeckt wurde. Dieser Virus ist ein naher Verwandter des MERS, das für den Menschen gefährlich ist. Nach Ansicht der Forscher begünstigen die Zuchtbedingungen die Ausbreitung von Viren, was die Gefahr einer neuen Pandemie mit sich bringt.
Einige Nationen wie Dänemark haben als Reaktion darauf im Jahr 2020 ihre Nerze keulen lassen. China, der weltweit führende Produzent, hält jedoch trotz gesundheitlicher Warnungen an dieser Praxis fest. Experten fordern eine verstärkte Überwachung der Pelztierfarmen, insbesondere bei Tieren mit hohem Risiko wie Nerzen und Marderhunden.
Eine verstärkte Überwachung könnte zukünftige Epidemien verhindern. Die Studie entfacht die Debatte über den Zusammenhang zwischen Pelztierzucht und der Entstehung neuer Infektionskrankheiten neu. Die Bedrohung durch eine mögliche neue Pandemie zwingt zum Nachdenken über strengere Regulierungen.
Was ist ein HKU5-Coronavirus?
Das HKU5-Coronavirus ist ein Virus aus der Familie der Coronaviren. Es wurde ursprünglich bei Fledermäusen entdeckt, Tieren, die oft als natürliche Reservoirs für verschiedene Coronaviren dienen. HKU5 ist eng verwandt mit dem MERS (Mittlerer-Osten-Atemwegssyndrom), einer potenziell tödlichen Viruserkrankung für den Menschen.
Bis vor kurzem war dieses Virus bei anderen Arten nicht nachgewiesen worden. Neuere Studien haben jedoch seine Anwesenheit in Zuchtnerzen aufgedeckt. Diese Entdeckung ist beunruhigend, da sie darauf hindeutet, dass HKU5 die Artengrenze zwischen Fledermäusen und Nerzen überschritten hat.
Wissenschaftler befürchten, dass dieses Virus irgendwann auch auf den Menschen übertragen werden könnte. Sollte dies geschehen, könnte es schwere Erkrankungen verursachen, ähnlich wie das MERS. Dies unterstreicht die Bedeutung einer strikten Überwachung von Pelztierfarmen, in denen sich solche Viren ausbreiten könnten.
Autor des Artikels: Cédric DEPOND
Quelle: Nature